Ich habe den Film aufgenommen und werde ihn mir am Wochenende nochmal
anschauen. Dann kann ich sicher noch etwas zu diesen Fragen beitragen.
So, gestern hatte ich endlich Zeit:
Im Film wird der Platz für den Brunnen von einem Wünschelrutengänger
ausgesucht. Dort wird zunächst mit Spaten und Spitzschaufel ein
kreisrundes Loch gegraben. Der Durchmesser wird so gewählt, daß er
möglichst klein ist, aber der Brunnengräber noch darin arbeiten kann (an
die spätere Ausmauerung denken). Wegen der Enge haben die Werkzeuge nur
einen ca. 80 cm langen Stiel. Gegraben wird wendelförmig, ca. 3-4m pro
Tag.
Ab einer Tiefe von etwa einem Meter wird über dem Loch ein Bock mit
einer Seilwinde aufgebaut. Damit wird nicht nur der Aushub befördert und
später die Steine zum Ausmauern, sondern sie dient auch dem
Brunnengräber als Aufzug. Im Film wurde über der Baustelle noch ein
einfaches Dach errichtet als Wetterschutz. Außer dem Brunnengräber sind
noch drei weitere Leute beschäftigt mit Aushub, Verschalung usw.
Bei welcher Tiefe mit der Verschalung begonnen wurde, war nicht
erkennbar. Ich denke mal, das hängt von der Beschaffenheit des Erdreichs
ab. In diesem Film wurden einfach entlang des Umfangs Bretter in das
Loch gestellt, die nach innen von einem oder mehreren Ringen abgestützt
wurden. Zwischen Ring und Bretter wurden Keile geschlagen. Als
Alternative wurde erwähnt, daß man das Loch viereckig machen kann und
gegenüberliegende Wände mit Balken verspreizen kann. Das scheint aber
deutlich aufwendiger zu sein, und die Querbalken sind auch beim
Transport des Aushubs im Weg.
Der Brunnen wird so tief gegraben, daß die auftretende Wassermenge in
einem guten Verhältnis zum Verbrauch steht. Dann wird ein Ring aus Holz
auf den Boden gelegt und darauf eine etwa 50 cm hohe "Mauer" aus
Ziegelsteinen gelegt. Die Erde unter dem Holzring wird weggegraben, und
der Ring sinkt dadurch langsam ab. Auf der Ziegelmauer wird dann eine
Trockenmauer aus Bruchsteinen errichtet bis zum Rand. Das wars!
Sehr interessant aus der Sicht des Holzwerkers war der nachfolgende Bau
der Pumpe.
Der Brunnenbauer (oder Brunnengräber, wie er sich nannte), lernte den
Beruf von seinem Vater nach dem zweiten Weltkrieg. Er mußte dreieinhalb
Jahre lernen, weil das Brunnengraben zur Gefahrenklasse I gehörte.
Gruß, Wolfgang
--
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