Post by S.JedathPost by Klaus BahnerPost by Thomas Krenzel .On Fri, 01 Aug 2014 17:42:29 +0200, Jochen Wilberding
Post by Jochen WilberdingJetzt stellt sich mir die Frage: ob und wie soll ich das Holz streichen.
Nach meinen Erfahrungen mit Leinölfirnis, Tungölfirnis, Le
Tonkinois und einfachen Lasuren: nimm Sikkens Cetol und gut.
Also sagst Du für draussen lieber Alkydharze nehmen, als Leinöl,
weils viel wenger Aufwand macht und besser haltbar ist?
Ich wuerde mal sagen kommt drauf an :-) Alkydharze lassen sich
streichen wie jede andere Farbe auch. Leinoel, Tungoel oder Le
Tonkinois (was eigentlich auch nur ein Gemisch aus Lein- und Tungoel
ist) erforden mehr Geduld beim Verarbeiten und gehen mit dem Holz
eine Verbindung ein, sind also nicht nur eine Beschichtung.
Das kommt jetzt bei mir so rüber, als ob du Leinöl (-firnis) mit
Alkydharzlacken vergleichen willst? :->
Das war so in etwa die von Thomas gestellte Frage: Kunstharz versus Oel.
Post by S.JedathVon Leinöl zu einer auf Standöl basierenden Lackierung ist da ein weiter
Weg.
Da hast du recht. Die Spannbreite ist so unueberschaubar gross, dass ich
nur ein paar grundsaetzliche Dinge nennen wollte.
Post by S.JedathDer übliche Weg ist ein Anstrich mit einer offenporigen Lasur. Diese
ACK!
Post by S.JedathFarben sind seit Jahren anerkannt im Holzschutz. Sie beinhalten auch
nicht mehr die zu Recht in Verruf gekommenen Inhaltsstoffe.
Meiner Erfahrung (und persoenlichen Vorlieben nach) ist Oelen die beste
und billigste Lasur. Alle mir bekannten industriellen Lasuren versuchen
die Nachteile von Leinoel (langsames trocknen, nur im Sommer verwendbar,
ungleichmaessige Oberflaeche, anfaellig fuer Algen usw. usw.) zu beheben
und gleichzeitig einen gute Holzschutzlasur aufzubauen. Mit mehr oder
weniger Erfolg. Ich kann mit den Nachteilen von Leinoel gut leben und
finde das Leinoelfinish subjektiv unuebertroffen. Fuer mich sind deshalb
industrielle Farben ziemlich unattraktiv.
Post by S.JedathAm Rande: auch ungereinigtes Leinöl kann Allergien auslösen.
Kein Problem. Ich habe keine Angst vor Chemie an sich. In anderen
Zusammenhaengen (z.B.: Fasade, Metal, Innenraum) freue ich mich ueber
die Existenz hochgradig chemischer Farben :-)
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerWenn deine Erwartungshaltung allerdings eine voellig gleichmaessige
Beschichtung ist, wirst du mit Oelen immer unzufrieden sein.
Kann ich nicht bestätigen. Habe in der Lehre hunderte Liter
Leinöllasuren, Fenstergrundierungen hergestellt. Die Lasuren waren viel
einfacher zu verarbeiten, da länger offen.
Kommt wahrscheinlich darauf an was man zuerst gelernt hat. Ich beobachte
typisch, dass wenn Leute sich mit Leinoelfarbe versuchen, sie versuchen
eine schoene glatte dicke Schicht Farbe aufzutragen, wie man das halt
von Kunstharzen her kennt.
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerHaltbarkeit ist ebenfalls eine zweischneidige Sache. Gute
Beschichtungen halten viele Jahre ohne Pflege - ist ihre Lebensdauer
aber erst mal abgelaufen, dann heisst es schleifen, schleifen,
spachteln usw. und von vorne anfangen und irgendwie wird es nie
wieder richtig schoen ... Und wehe du wartest zu lange, dann dringt
die Feuchtigkeit ungehindert durch die rissige Beschichting ins Holz
und dann wird es wirklich Arbeit ...
Wir reden hier doch über Naturholz? Seit wann wird da gespachtelt?
Eine offenporige Dünnschicht-Farbe reisst nicht. Wenn da was reisst, ist
es das minderwertige Holz.
Na ja, stell die eine Holzkonstruktion mit verwitterten Altanstrich vor,
der schon laengst haette erneuert werden muessen. An den besonders
verwitterten Stellen ist das Holz vielleicht schon morsch und beim
Entfernen der Reste reist man dann Stuecke aus dem Holz. Die Male die
ich so was gemacht habe, sah das Holz danach halt immer ziemlich
mitgenommen aus, was halt ausgleichen, schleifen und spachteln erfordern
wuerde wollte man einen neuwertiges Aussehen wiederherstellen.
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerLeinoelbasierte Anstriche altern kontinuierlich und lassen sich ohne
viel Aufwand (keine Schleif- und Spachtelorgien) durch einfaches
nachoelen wieder in einen Neuzustand versetzen.
Wo hast du das her?
10 Jahre Erfahrung mit all zu vielen Holzflaechen im Aussenbereich.
(Findet sich aber auch in der Literatur)
Post by S.JedathJeder Alt-Anstrich sollte geschliffen werden. Ganz besonders Leinöl, das
Kann ich nicht zustimmen - habe ich nie gemacht. Leinoel schleifen
grenzt an Masochismus ...
Post by S.Jedath!immer! einen Film bildet. Es ist durchaus nicht 'offenporig'!
Post by Klaus BahnerIn diesen Sinne halte
ich leinoelbasierte Anstriche langfirstig gesehen fuer sehr viel
haltbarer und pflegeleichter - erforden aber halt regelmaessiges,
kurzes nachoelen (alle 2 - 5 Jahre).
Realistischer: jedes Jahr. Aber das Gleiche gilt bei sehr beanspruchten
Holzteile im Aussenbereich. Egal mit was gestrichen!
Kommt sicher auch darauf an, wie man definiert, wann genau ein
Nacharbeiten erforderlich ist.
[snip]
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerDie genannten Bootslacke (Danish Oil) versiegeln uebrigens so dicht,
dass man da auch gleich eine Alkydharzlack oder PU-Lack nehmen kann
- der ist einfacher zu verarbeiten. Bootslack wuerde ich nur nehmen,
wenn das entsprechende Bootslackfinish gewuenscht ist (was aber auch
Zwischenschleifen und Erfahrung beim Auftragen erfordert).
Das gleiche gilt für Dickschichtlasuren oder Lacklasuren, oder diesen
"alles aus einem Topf-Lasuren".
ACK.
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerFalls Oelen in Frage kommt, dann ist meine Lieblingsrezeptur fuer
neues Holz im Aussenbereich: 70-80% kaltgepresstes Leinoel mit
Fungizid, 20-30% Tungoel, und ein paar Prozent Sikkativ. Je mehr
Tungoel, desto weniger Sikkativ). Ohne Pigmente hat das allerdings
keinen UV Schutz, dass heisst das Holz vergilbt mit der Zeit.
Du vergisst die 20-30% Terpentin. Ohne Terpentin ist das Öl zu fett.
Ich finde Terpentin ueberfluessig. Zumindest mineralisches Terpentin tut
dem Holz nicht gut. Einige Quellen behaupten, dass Terpentin das Lingin
angreift - ob's stimmt konnte ich nicht herausfinden.
Balsamterpentin ist schwer zu bekommen oder hat Apothekenpreise.
Egal, Leinoel ist so duenn und wird so gut aufgesogen, dass ich ehrlich
gesagt nie verstanden habe, warum man dass noch verduennen sollte??
Post by S.JedathPost by Klaus BahnerVon Lasuren wie der im OP genannten Asuso wuerde ich Abstand nehmen,
Isoparaffine versauen jede Oelung, und meines Erachtens nach sind
solche Oele bzw. Lacke rausgeschmissenes Geld.
Du meinst Cetol?
Nein, ich meinte die im OP verlinkte Asuso Lasur, die laut
Zusammensetzung ein einfache Leinoellasur ist, die mit Isoparaffinen
gestreckt ist.
Gruss
Klaus