Post by Ina KoysPost by h***@googlemail.comDie Entscheidungen der Denkmalpflege sind den Ratschlüssen
Gottes vergleichbar: unerforschlich, aber immer wunderbar - FR
Den letzten Teil bestreite ich. In einem früheren Leben habe ich in
einer Parkanlage gearbeitet, von der es alte Zeichnungen gab, die aber
damals nicht ausgeführt wurden. Die Denkmalpflege dachte, sie hat jetzt
ne ganz tolle Idee, wenn sie diese Zeichnungen erstmals realisiert. In
der Tat waren die Planungen aber seinerzeit nicht ausgeführt worden,
weil ein Fachmann draufgeschaut hat. Und das bockigste Aufstampfen der
Denkmalschützer hilft nicht etwas zum Laufen zu bringen, das nicht mal
Beine hat. Es hat ca. 10 Jahre gebraucht, die Denkmalpflege das einsehen
zu lassen.
Das erinnert mich an 2 Renovierungen an meinem 1932 gebauten Haus:
Das steht in einer ensemblegeschützen Straße und damit hat der
Denkmalschutz nicht nur ein Wörtchen, sondern einen ganzen Roman
mitzureden, auch wenn meine Hütte selber nicht im Denkmalschutz erfaßt
ist. Die Häuser der Straße sind mit wenigen Ausnahmen alle
verschiedenfärbig.
Meine Mutter mußte '88 dringend das Dach neu eindecken lassen. Und weil
eh' schon eingerüstet gleich neu runterstreichen. Bei der Verhandlung
mit dem Denkmalchef war ich mit anwesend. Haus war damals schmutziggrau,
die Straße voller Outodurchgangsverker.
D: Die 3 Nachbarhäuser sind weiß, es wäre doch schön, wenn da 4 weiße
Häuser wären.
W: Die ganze Straße ist bunt, eine dazupssende Farbe wäre doch schöner
fürs Stadtbild.
D: Nein!
W: Die weißen Nachbarhäuser haben alle Glattputz, das Reindlhaus
Rauhputz. In wenigen Jahren ist der weiße Rauhputz bei dem Verkehr
wieder genauso dreckiggrau wie aktuell. Ist das wirklich schöner wie färbig?
D: Wenn allerdings bei der Renovierung eine Farbspur von annodazumal
auftaucht, dann muß diese.
W: Also wenns siebzehnhundertirgendwann giftgrün war, dann giftgrün?
D: Ja
W: ????
So gings 1 h hin und her, wir haben uns endlich geeinigt auf ein chreme
abgetöntes weiß, die Fensterlaibungen in einem dunklenrot.
-----
Mitte der 0er Jahre hab' ich bei einer Innenrenovierung gesehen, warum
die Mieter der Mansardenwohnungen jammern, daß es im Sommer unerträglich
heiß wird und im Winter die Heizung ständig auf voll laufen muß: Null
Isolation. Also mußte da was gemacht werden. Die Straße ist inzwischen
frei vom Durchgangsverkehr, 'meine' Straßenhälfte als Fuzo deklariert.
Der beauftrate Maler hatte in seiner Jobbeschreibung, daß er viele
Arbeiten im Denkmalschutz macht.
Also Auftragserteilung an Dachdecker und Maler mit dem Zusatz, daß beide
ihre Arbeiten mit dem Denkmalamt koordinieren. Für die Farbgebung war
angedacht, Haus im bisherigen rot der Fensterlaibungen, diese im
bisherigen hauschreme.
Gerüst und Kran waren aufgestellt, der Dachdecker hat gerade das Dach
geentert, meinereiner von unten zugeschaut -
Kommt der Denkmalschutz daher "da kommen aber schon wieder Biber nauf!".
W: No na ned. Die ganze Dachkonstruktion wird allerdings mit der
Isolierung&Co knapp 10 cm höher.
D: Das ist kein Problem, aber BIBER!
W: No na ned.
…
Dachdecker hat sich ausgetobt und Maler hat ein Muster angebracht und 3
Alternativvorschläge dazu. Zwischenzeitlich hab' ich noch 3 komplett
desolate Fenster austauschen lassen, weil nimmer renovierbar und gut
über Gerüst erreichbar. Dann hat der Maler den Vorhang vors Gerüst
gehängt und seines Amtes gewaltet… .
Vorhang fällt, Haus ist schön, so wie ich mir das schon '88 vorgestellt
hatte.
Brief vom Denkmalamt: das mit der Farbe geht aberschongarnicht! Rückbau!
Krisensitzung mit dem Maler, Vorortbegehung mit 3 Mann vom Denkmalamt,
Malerchef & ~Sohn & meinereiner. Nach 1/2 h Intensivverhandlung:
D: Also gut, desmal lassen wir's noch durchgehen. Aber (mit erhobenem
Zeigefinger zu mir) das nächste Mal!!!
Die neuen Fenster hat D nicht bemerkt. Sieht man aber auch nur, wenn man
weiß, worauf man schauen muß und dann auch genau hinschaut.
Inzwischen hat das Denkmalamt eine neue Chefin und so ein Fenstertausch
wie damals ginge nimmer…
Also das mit 'unerforschlich' kann ich bestätigen, 'wunderbar' muß ich
widersprechen.
Wolfgang