Post by Emil NaepfleinPost by Martin GerdesWir hatten die Diskussion schon mehrfach. In einer idealen Welt bräuchte
man keine Außentemperatur, da würde ein Innenfühler reichen. Unsere Welt
ist aber nicht ideal, speziell ist ein Haus thermisch träge, insoweit
nutzen aktuelle Heizungssteuerungen eher zuwenig Umweltdaten als zuviel.
Das sehe ich nicht so, denn letztlich kommt es nur auf die Raumtemperatur in den
Räumen an. Und wenn die Geschwindigkeit der Temperaturänderung in den Räumen
ermittelt
Also ein D-Anteil im Regler. Theoretisch eine super Lösung. Wer sowas
mal praktisch umgesetzt hat, merkt sehr schnell, dass man sich da viele
neue Probleme einfängt:
1. Um die Änderung hinreichend genau zu erfassen, brauchst Du einen
Temperatursensor mit sehr geringem Rauschen und einer sehr hohen
Auflösung, also z.B. 0.01k
2. Sobald ein menschliches Wesen in der Nähe des Sensors sitzt, steigt
die Temperatur am Sensor um 0,2° und die Heizung geht aus.
3. Geht ne Tür auf oder wird kurz ein Fenster aufgemacht, gibt die
Heizung Vollgas
4. Scheint die Sonne auf den Temperatursensor, wirds kalt.
5. Pustet der Staubsauger seine warme Abluft auf den Sensor, wirds auch
kalt.
So ein System ist also extrem nervös -> Nicht gut für einen guten
Wirkungsgrad
Post by Emil Naepfleinkönnte eine Heizung problemlos immer seine Vorlauftemperatur so regeln
dass es passt.
Eben nicht, es gibt einfach zu viele Störgrößen, die das verhindern und
ein Regler hat immer eine Verzögerung. Du müsstes Dein ganzes Haus mit
Sensoren (nicht nur Temperatur) vollpflastern, um da eine einigermaßen
sinnvolle Regelgröße rauszubekommen.
Dazu gibts dann massig Sonderbedingungen, die berücksichtigt werden
müssen. Das System wird sehr komplex und das Verhalten für den
Benutzer/Heizungsbauer nicht mehr durchschaubar.
Post by Emil NaepfleinDie Nutzung von Umweltdaten ist letztlich völlig unnötig wenn die Temperaturen
in allen Räumen erfasst und zur Regelung der Heizung verwendet werden.
Im statischen Zustand mag das einigermaßen hinkommen. Bei dynamischen
Änderungen z.B. der Außentemperatur, des solaren Gewinns, Wind usw. muss
die Temperatur im Raum erstmal abfallen/steigen bis der Regler reagieren
kann. Die Reaktionszeiten bei Heizungen sind aber leider sehr lange.
Durch Erfassung der Außentemperatur kann der Heizungsregler die
VL-Temperatur schon hochfahren, bevor der einzelne Raum davon etwas merkt.
Ein System mit Außenführung mag im Mittel die VL-Temperatur um 5°C zu
hoch einstellen. Die Verluste der Heizung steigen damit vielleicht um
1%, wenn überhaupt. Dafür hat man ein sehr einfaches, billiges,
wartungsarmes und relativ zuverlässiges System.
Wenn man die Einzelraumführung zur Außenführung hinzunimmt, kann man
sich die 1% Verluste auch noch sparen.
Nimmt man die Außenführung raus und regelt nur nach den Räumen, können
Messfehler in den Räumen (s.o.) zu sehr unerwünschtem und nervösem
Verhalten führen.
Das regelungstechnische Optimum ist eine Einzelraumführung unter
Einbezug der relevanten Störgrößen.
Ich nutze in meiner Raspberry PI Heizungssteuerung übrigens eine
Störgrößenaufschaltung an anderer Stelle.
Der FBH-Mischer-Regler bekommt als Störgröße die Kesseltemperatur
aufgeschaltet. Somit dreht der den Mischer schon zurück, sobald die
Kesseltemperatur steigt und nicht erst, wenn die VL-Temperatur schon zu
hoch ist.
Dadurch erreicht man bei jedem Ein-Aus-Zyklus des Brenners deutlich
geringere Schwankungen auf der FBH-VL-Temperatur als ohne diese
Störgrößenaufschaltung.
--
Michael