Post by Holger IsslePost by Rolf SonofthiesPost by Holger IssleMit Styroporkleber Schaummatten einkleben. Die gibt es im Baumarkt in
6mm Stärke genau zu dem Zweck. Die Verarbeitung ist aber nur gut, wenn
man den Heizkörper vorher abbaut.
Dämmwert und Energieeinsparung gehen gegen Null -> witzlos
Ich habe keine Meßwerte, konnte aber beobachten daß der Schnee vor
solchermaßen gedämmten Nischen nicht wie in den Jahren davor
wegschmolz, sondern liegenblieb. Also müssen die _etwas_ bringen.
Hast Du Meßwerte?
Nein, aber Rechenwerte. Ich werde mir hier 'mal die Mühe machen und mich
unter Verweis auf Wikipedia da schrittweise durchrechnen, ist ja nur
Grundschulmathematik.
Werden wir uns zuerst über die Rahmenbedingungen einig:
Wir betrachten exemplarisch eine Fensternische, also die gegenüber der
normalen Wand dünner ausgeführte Brüstung unter einem Fenster. Die
Oberkante Brüstung, also die Fensterbank, liegt der Einfachheit halber
1,0 m über dem Fußboden. Das Fenster sei aus dem selben Grund glatt 1,0
m breit. Mittlerweile kennen wir das Baujahr des Hauses, nämlich 1992.
Die Aussenwand ist auch damals, Standort in D vorausgesetzt, nach der
gültigen WSVO gebaut worden. Nehmen wir weiter an, die Wand sei den
damaligen Ansprüchen gerade so entsprechend aus dämmenden
Hochlochziegeln mit einer Stärke von 36,5 cm gemauert und beidseitig
verputzt worden, außen Leichtputz, innen Gipsputz. Wir lassen bei der
weiteren Betrachtung völlig außer acht, das bereits damals gefordert
war, Wandverjüngungen mit dem selben Dämmwert zu bauen wie die nicht
geschwächte Wand, womit sich damit die restliche Betrachtung sowieso
schon erübrigt.
Fixieren wir also die Materialkennwerte
Außenputz:
Leichtputz mit einer Rohdichte < 1.000 kg/m3 und einem lambda von 0,38
W/(m*K), Schichtdicke 0,02 m
Mauerwerk:
Hochlochziegel mit Lochung nach DIN 105-2, einer Rohdichte 800 kg/m3 und
einem lambda von 0,34 W/(m*K), Schichtdicke 0,365 m
Innenputz:
Gipsputz mit einer Rohdichte = 1.200 kg/m3 mit einem lambda von 0,51
W/(m*K), Schichtdicke 0,015 m
später als Sanierungsmaßnahme expandierter Polystyrolschaum (EPS, also
Styropor) mit einem maximalen idealen Bemessungswert lambdaD von 0,036
W/(m*K), Schichtdicke wie angefragt 0,006 m oder optimiert 0,02 m
(alle hier genannten bauphysikalischen Kennwerte sind zitiert aus
Schneider, Bautabellen für Architekten, 17. Auflage, Neuwied 2006,
Kapitel 3 Bauphysik, Unterabschnitt Wärmeschutz ...)
Temperaturverhältnisse
außen 0° C, innen 20° C, also delta T = 20K
nun können wir den Wärmedurchgangskoeffizienten (bzw. U-Wert) errechnen.
Wir gehen unter
<http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmedurchgangskoeffizient> in den
Abschnitt "Berechnung des U-Werts von Bauteilen und Materialien" und
setzen unsere Kennwerte in die Formel dort ein:
Bestand:
Rse = 0,040 m2K/W (Tabellenwert senkrechte Wand außen n. DIN 4108-4)
d1 = 0,020 m
lambda1 = 0,380 W/(m*K)
d2 = 0,365 m
lambda2 = 0,340 W/(m*K)
d3 = 0,015 m
lambda3 = 0,510 W/(m*K)
Rsi = 0,130 m2K/W (Tabellenwert senkrechte Wand innen n. DIN 4108-4)
Zusatzdämmung 6 mm
d4 = 0,006 m
lambda3 = 0,036 W/(m*K)
Zusatzdämmung 20 mm
d4 = 0,020 m
lambda3 = 0,036 W/(m*K)
U Bestand
= 1 / (0,04m2K/W + 0,02m/0,38W/(m*K) + 0,365m/0,34W/(m*K) +
0,015m/0,51W/(m*K) + 0,13m2K/W)
= 1 / 0,040 + 0,052 + 1,073 + 0,029 + 0,13 (ohne Einheiten!)
= 1 / 1,324 W/(K*m2)
= 0,755 W/(K*m2)
U Bestand mit Zusatzdämmung 6 mm (vom OP angefragt
= 1 / (0,04m2K/W + 0,02m/0,38W/(m*K) + 0,365m/0,34W/(m*K) +
0,015m/0,51W/(m*K) + 0,006m/0,36W/(m*K) + 0,13m2K/W)
= 1 / 0,040 + 0,052 + 1,073 + 0,029 + 0,16 + 0,13 (ohne Einheiten!)
= 1 / 1,484 W/(K*m2)
= 0,674 W/(K*m2) oder ein um 0,081 W/m2K geringerer Wärmeverlust
die Verbesserung liegt damit bei 11 Prozent gegenüber dem Bestand
U Bestand mit Zusatzdämmung 20 mm wäre
= 1 / (0,04m2K/W + 0,02m/0,38W/(m*K) + 0,365m/0,34W/(m*K) +
0,015m/0,51W/(m*K) + 0,020m/0,36W/(m*K) + 0,13m2K/W)
= 1 / 0,040 + 0,052 + 1,073 + 0,029 + 0,555 + 0,13 (ohne Einheiten!)
= 1 / 1,879 W/(K*m2)
= 0,532 W/(K*m2)
die Verbesserung läge damit immerhin bei 30 Prozent gegenüber dem Bestand
Aber wir betrachten vermutlich deutlich weniger als 10 Prozent der
Gebäudehülle, so dass die mit dieser Maßnahme erreichbare Einsparung an
Heizenergie sich im unteren einstelligen Prozentbereich bewegt! Bösartig
könnte man sagen dass bezogen auf eine Heizperiode nicht Nichtbeheizung
des Gebäudes während einer Woche etwa den selben Einspareffekt hat.
Aber durch Aufbringen eines Wärmedämmverbundsystems wäre nach der
Tabelle im bereits zitierten Wikipediaartikel locker ein U-Wert von 0,25
zu erreichen, denn wir haben ja mit bereits mit Dämmziegeln gerechnet.
Das wäre dann eine Einsparung von fast 70 Prozent ohne das Risiko einer
Taupunktverschiebung in die Wand, welche bei Innendämmung leicht
auftreten kann. Und unter der Annahme, dass die Fensterfläche allenfalls
wenig mehr als 10 Prozemt der gesamten Gebäudehülle umfasst, so wären
hier Heizkosteersparnisse von rd. 50 Prozent zu erreichen.
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Rolf Sonofthies