Discussion:
defekter Elektromotor - Reparatur oder gleich neu?
(zu alt für eine Antwort)
Georg Drittler
2007-10-27 18:00:48 UTC
Permalink
Hallo Heimwerker,

soeben scheint ein Drehstrommotor in meiner Abrichte den Geist
aufgegeben zu haben. Der 4kW Motor, Teil einer Kombimaschine mit drei
solchen Motoren wird über einen Frequenzumrichter betrieben.
Plötzlich sank im laufenden Betrieb die Nenndrehzahl stark ab - der
Wechselrichter zeigte 9Hz an.
Ich habe dann alles stromlos gemacht und wieder eingeschaltet. Der
Wechselrichter versucht anzulaufen (Sanftanlauf), schaltet aber sofort
mit der Fehlermeldung "Motorkurzschluß" ab.
Ein wenig skeptisch habe ich die beiden anderen Motoren (werden über
einen Umschalter über den selben Umrichter betrieben) ausprobiert - sie
laufen problemlos. Am Umrichter liegt es also nicht.

Ich habe dann die drei Anschlüsse des Motors gegeneinander gemessen
(Dreieck, Sternmittelpunkt ist nicht herausgeführt). Zwei Wicklungen
zeigen 4,4 Ohm an, die dritte nur 2,2 Ohm.

Ich vermute also einen Windungsschluß. Die anderen Motoren haben 4,4
Ohm über alle drei Wicklungen.
Nun stellt sich die Frage, ob eine Ankerwickelei diesen Motor wieder
hinkriegt, oder ob ich gleich einen Ersatzmotor kaufen soll.

Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei? Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt? Der Motor muß recht hohe Spannungsspitzen
abkönnen, da er ja über den Umrichter betrieben wird.

Viele Grüße,

Georg

(der seine Holzarbeiten jetzt erst mal auf Eis legen muß)
Jochen Kriegerowski
2007-10-27 18:40:18 UTC
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Post by Georg Drittler
Nun stellt sich die Frage, ob eine Ankerwickelei diesen Motor wieder
hinkriegt
Wenn da nur ein Kurzschluss in der Wicklung ist, warum nicht?
Post by Georg Drittler
Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei? Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt?
Meine Erfahrung ist etliche Jahrzehnte alt - stammt aus einer Zeit in der
Waschmaschinen noch mit Drehstrom liefen.
Motor kaputt - und der Händler (gleichzeitig Elektromeister und 'Anker-
wickler') meinte sinngemäß "Da braucht man doch keinen neuen Motor.
Den wickeln wir neu und fertig".
In der 'guten alten Zeit' lohnte es sich also wohl auch bei solchen Massen-
artikeln wie einem Waschmaschinenmotor.
Ich weiß nicht, wie hoch die Handelsspanne beim Verkauf eines Ersatz-
motors ist bzw. damals war, aber ich vermute es war ein Geschäft zum
beiderseitigen Vorteil.

Gruß
Jochen
R.Freitag
2007-10-27 17:02:11 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Ich vermute also einen Windungsschluß. Die anderen Motoren haben 4,4
Ohm über alle drei Wicklungen.
Nun stellt sich die Frage, ob eine Ankerwickelei diesen Motor wieder
hinkriegt, oder ob ich gleich einen Ersatzmotor kaufen soll.
Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei? Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt? Der Motor muß recht hohe Spannungsspitzen
abkönnen, da er ja über den Umrichter betrieben wird.
Es kommt drauf an. Wenn der Motor leicht ausbaubar ist, schreib die Angaben
des Typenschildes ab und ruf so einen EMaschinenbauer mal an. Der wird dir
sagen können, was das kostet. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Robert
Dieter Wiedmann
2007-10-27 19:17:54 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei?
Ja.
Post by Georg Drittler
Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt?
Was verstehst du unter Standard? Einen einfachen zweipoligen Motor
mit 4kW gibts neu für rund EUR 200,-, da wird der EM-Bauer mit einer
Reparatur nicht mithalten können. Schon bei einem polumschaltbaren
Motor siehts anders aus.
Post by Georg Drittler
Der Motor muß recht hohe Spannungsspitzen
abkönnen, da er ja über den Umrichter betrieben wird.
Das ist gar nicht mal so wild, aber er muss mit den Oberwellen
zurechtkommen. Standard ist das schonmal nicht.


Gruß Dieter
Andreas Böttcher
2007-10-27 22:40:49 UTC
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Hallo Georg,

das Problem sind die Arbeitskosten. Denn der Motor muss erst mal zerlegt
werden, und dann kommt das Wickeln, das Neuverlöten, Testen usw.. Wie alt
ist Dein Motor?

Ich selbst habe keine Erfahrungen mit Neuwickeln von Motoren. Aber in Deinem
Fall denke ich mir folgendes: Wenn eine der Wicklungen hier offenbar einen
Kurzschluss machte, liegt dort offensichtlich ein Fertigungsfehler vor.
Vermutlich wurde die Lackisolierung beschädigt, was dann unter
Lastbeanspruchung zum Kurzschluss führte. Mit einiger Wahrscheinlichkeit
musst Du davon ausgehen, dass die anderen Wicklungen ebensolche Mängel
aufweisen. ("Montagsmotor")
Ich weiß nicht, was so ein Teil neu kostet, aber die Schätzung eines anderen
Heimwerkers (200,- Euro) erscheint mir realistisch. Die Reparatur dürfte
ähnlich viel kosten. Auch wenn es "nur" 100,- Euro kosten würde, hättest Du
anschließend das Risiko, dass eine andere Wicklung danach dasselbe Theater
macht, und Du bist wieder dabei.

Ich möchte folgendes vorschlagen: Erkundige Dich, wass die Neuwicklung ALLER
Wicklungen kosten würde und vergleiche diese Kosten mit der Neuanschaffung.
Vermutlich wäre der Neukauf das Beste; Du hättest dann auch die volle
Gewährleistung auf das Neuteil.

Viele Grüße,
Andreas
Post by Georg Drittler
Hallo Heimwerker,
soeben scheint ein Drehstrommotor in meiner Abrichte den Geist
aufgegeben zu haben. Der 4kW Motor, Teil einer Kombimaschine mit drei
solchen Motoren wird über einen Frequenzumrichter betrieben.
Plötzlich sank im laufenden Betrieb die Nenndrehzahl stark ab - der
Wechselrichter zeigte 9Hz an.
Ich habe dann alles stromlos gemacht und wieder eingeschaltet. Der
Wechselrichter versucht anzulaufen (Sanftanlauf), schaltet aber sofort
mit der Fehlermeldung "Motorkurzschluß" ab.
Ein wenig skeptisch habe ich die beiden anderen Motoren (werden über
einen Umschalter über den selben Umrichter betrieben) ausprobiert - sie
laufen problemlos. Am Umrichter liegt es also nicht.
Ich habe dann die drei Anschlüsse des Motors gegeneinander gemessen
(Dreieck, Sternmittelpunkt ist nicht herausgeführt). Zwei Wicklungen
zeigen 4,4 Ohm an, die dritte nur 2,2 Ohm.
Ich vermute also einen Windungsschluß. Die anderen Motoren haben 4,4
Ohm über alle drei Wicklungen.
Nun stellt sich die Frage, ob eine Ankerwickelei diesen Motor wieder
hinkriegt, oder ob ich gleich einen Ersatzmotor kaufen soll.
Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei? Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt? Der Motor muß recht hohe Spannungsspitzen
abkönnen, da er ja über den Umrichter betrieben wird.
Viele Grüße,
Georg
(der seine Holzarbeiten jetzt erst mal auf Eis legen muß)
Carsten Schmitz
2007-10-28 12:40:54 UTC
Permalink
Post by Andreas Böttcher
Ich weiß nicht, was so ein Teil neu kostet, aber die Schätzung eines anderen
Heimwerkers (200,- Euro) erscheint mir realistisch. Die Reparatur dürfte
ähnlich viel kosten.
Sie wird teuerer sein.
Post by Andreas Böttcher
Auch wenn es "nur" 100,- Euro kosten würde, hättest Du anschließend das
Risiko, dass eine andere Wicklung danach dasselbe Theater macht, und Du
bist wieder dabei.
Es wird immer komplett neu gewickelt. Kein Wickler ersetzt nur eine
Wicklung.
Post by Andreas Böttcher
Ich möchte folgendes vorschlagen: Erkundige Dich, wass die Neuwicklung
ALLER Wicklungen kosten würde und vergleiche diese Kosten mit der
Neuanschaffung. Vermutlich wäre der Neukauf das Beste; Du hättest dann
auch die volle Gewährleistung auf das Neuteil.
Motoren sind sehr preiswert geworden, wenn auch mit teils kyrillischer
Beschriftung ;-)
Nick Mueller
2007-10-28 10:53:40 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Hat jemand Erfahrungen mit einer Ankerwickelei? Lohnt sich das bei
Standardmotoren überhaupt?
Meine Erfahrung bei einem defekten Norm-Motor (400W):
Zur Ankerwickelei gegangen. Die haben ihn durchgemessen (Isolationsprüfung
usw.) und gesagt, dass es sich nicht lohnt und mir einen neuen Motor
verkauft.
Tja, evtl. verdienen sie an einem neuen mehr. :-)

Bei 4kW könnte aber eine Reparatur schon lohnend werden.


Nick
--
The lowcost-DRO:
<http://www.yadro.de>
Georg Drittler
2007-10-28 13:19:04 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Hallo Heimwerker,
soeben scheint ein Drehstrommotor in meiner Abrichte den Geist
aufgegeben zu haben.
Danke für Eure Hinweise und Ratschläge. Ich habe den Motor jetzt
ausgebaut - dummerweise war es der eine Motor, an den man sehr schwer
ran kommt (Die Kombi wiegt 1200kg und der Motor muß nach unten raus).

Es ist ein Motor von ATB und als ich das Gehäuse öffnete kam mir gleich
der Geruch von verbranntem CuL Draht entgegen. Optisch ist nichts zu
erkennen - eigentlich schade wegen der paar Wicklungen den gesamten
Motor zu entsorgen. Ich fürchte aber, darauf wird es aus Kostengründen
hinauslaufen.
Vielleicht ist er als S6-40% irgendwann mal zu warm geworden. Im Sommer
habe ich eine Treppe aus Esche gebaut, da gab es einiges zu hobeln.
Ich habe noch einen alten Temperaturfühler (Vorlauf, Ölheizung). Den
werde ich an das Gehäuse des neuen Motors schrauben. Vielleicht kann ich
vermeiden, daß das nochmal passiert.

Nochmals vielen Dank,

Georg
Nick Mueller
2007-10-28 13:42:19 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Vielleicht ist er als S6-40% irgendwann mal zu warm geworden.
Da könntest du evtl. bei Neukauf gleich einen für Dauerbetrieb einbauen (so
er passt).


Nick
--
The lowcost-DRO:
<http://www.yadro.de>
Georg Drittler
2007-10-28 14:58:56 UTC
Permalink
Post by Nick Mueller
Post by Georg Drittler
Vielleicht ist er als S6-40% irgendwann mal zu warm geworden.
Da könntest du evtl. bei Neukauf gleich einen für Dauerbetrieb einbauen (so
er passt).
Hmm - grübel. Du hast recht, allerdings habe ich inzwischen das
Originaldatenblatt gefunden und auch zwei passende Motoren von anderen
Herstellern (einmal 99 und einmal 149 Euro, der teure hat ein
Graugußgehäuse).
Alle Motoren haben im Dauerbetrieb 2.2kW. Nun kommt Dauerbetrieb bei
Holzabeiten als Hobbyschreiner eigentlich nicht vor.
Ich habe den Umrichter nach Typenschild der Maschine außen auf 4kW
eingestellt, die Daten weichen etwas vom Datenblatt ab:

Typenschild: 5.0/8.6A (S4/40%, 4kW)
Datenblatt: 4.35/7.5 A (S1, 2.2kW)

Ich könnte also S1 Betrieb auch über den Umrichter erreichen, indem ich
entsprechende Daten eingebe.

Einen 3 oder 4kW (S1) Motor scheint es leider mit passenden Flansch- und
Wellenabmessungen nicht zu geben.

Einer der Lieferanten bietet gegen Aufpreis thermischen Wicklungsschutz
in Form von 3 Kaltleitern an.
Sind das nun externe Bauteile, die einfach in die Zuleitung geschaltet
werden, oder Temperaturfühler, die ich zum Umrichter weiterleiten kann?

Im ersten Fall wären die witzlos, denn das kann der Umrichter auch.

Viele Grüße,

Georg
Ka Prucha
2007-10-28 15:11:28 UTC
Permalink
"Georg Drittler" schrieb
Post by Georg Drittler
Einer der Lieferanten bietet gegen Aufpreis thermischen Wicklungsschutz
in Form von 3 Kaltleitern an.
Sind das nun externe Bauteile, die einfach in die Zuleitung geschaltet
werden, oder Temperaturfühler, die ich zum Umrichter weiterleiten kann?
Servus

Die befinden sich in der Wicklung und werden bei Erwärmung hochohmig.
Dadurch liefert der Motor solange er zu heiß ist einfach weniger Leistung.

mfg Ka Prucha
Dieter Wiedmann
2007-10-28 15:20:35 UTC
Permalink
Post by Ka Prucha
Post by Georg Drittler
Einer der Lieferanten bietet gegen Aufpreis thermischen Wicklungsschutz
in Form von 3 Kaltleitern an.
Die befinden sich in der Wicklung und werden bei Erwärmung hochohmig.
Dadurch liefert der Motor solange er zu heiß ist einfach weniger Leistung.
Argh, stimmt, die 3 hatte ich Pawlowmäßig überlesen. Aber es gibt
auch welche als Temperaturfühler (aber dann nur einer), gerade zur
Auswertung per FU.


Gruß Dieter
Dieter Wiedmann
2007-10-28 15:12:20 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Hmm - grübel. Du hast recht, allerdings habe ich inzwischen das
Originaldatenblatt gefunden und auch zwei passende Motoren von anderen
Herstellern (einmal 99 und einmal 149 Euro, der teure hat ein
Graugußgehäuse).
Alle Motoren haben im Dauerbetrieb 2.2kW.
Deshalb auch der geringere Preis.
Post by Georg Drittler
Einer der Lieferanten bietet gegen Aufpreis thermischen Wicklungsschutz
in Form von 3 Kaltleitern an.
Sind das nun externe Bauteile, die einfach in die Zuleitung geschaltet
werden, oder Temperaturfühler, die ich zum Umrichter weiterleiten kann?
Letzteres, aber schau vorher ins Handbuch des FU was der braucht.


Gruß Dieter
Nick Mueller
2007-10-28 15:35:41 UTC
Permalink
Post by Georg Drittler
Ich könnte also S1 Betrieb auch über den Umrichter erreichen, indem ich
entsprechende Daten eingebe.
Ach wenn der am FU hängt, dann würde ich versuchen das alles auch mit dem FU
zu erledigen. Wenn es ein guter ist, dann lässt sich die Dauer und Höhe der
Überlast parametrisieren. -> RTFM. :-)


Nick
--
The lowcost-DRO:
<http://www.yadro.de>
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