Discussion:
Dach abstützen
(zu alt für eine Antwort)
Jens Puruckherr
2006-04-10 13:07:31 UTC
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Hallo,

ich muss bei meiner Scheune (ca. 5 * 8m) einen halben Giebel und eine
Längsseite wegen des schlechten Zustandes des Mauerwerks neu aufmauern.
Das Satteldach sitzt auf den Deckenbalken, welche in knapp 3m Höhe im
Mauerwerk aufliegen, und nicht auf dem Drempel im Dachboden.
Ich habe noch Zweifel, wie ich das Dach korrekt abfange, damit mir der
ganze Haufen nicht zusammenkracht.

Das Prinzip ist einfach: innen kurz vor der Wand einen aussreichend
starken Unterzug unter alle Deckenbalken mit Stützen abfangen. Wenn die
Wand dann fällt, schwebt die eine Dachhälfte somit in der Luft, die
andere ruht nach wie vor auf der anderen Wand.

Genau hierbei habe ich einige Bedenken. Wie kann ich die Gefahr, das
alles kippt, minimieren?
Von allen Befragten kristallisieren sich zwei Meinungen: "Das bleibt
schon stehen, haben wir schon ein paar mal so gemacht" und: "lieber
abschnittsweise arbeiten, erst die eine Ecke bis zur Hälfte, dann die
andere Hälfte".

Mein Bauch tendiert zur zweiten Variante, ganz wohl ist mir dennoch nicht.
Ich weiss, dass man sowas nur genau vor Ort beurteilen kann, aber
vielleicht hat der eine oder andere hier schon mal was ähnliches
durchgeführt und hat einen praktischen Tipp für mich.


Jens
Jochen Kriegerowski
2006-04-10 13:38:01 UTC
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Post by Jens Puruckherr
Genau hierbei habe ich einige Bedenken. Wie kann ich die Gefahr, das
alles kippt, minimieren?
Die Stützkonstruktion schräg aussteifen:
Von den Stützen sowohl zum Unterzug als auch zu den Deckenbalken
Bohlen in ca. 45° Winkel befestigen - möglichst beidseitig, und je länger
desto besser. Dreiecke können nicht kippen, im Gegensatz zu Parallelo-
grammen ('andere Wand', Deckenbalken und Unterzug samt Stützen
wären ein solches, und durch die Bohlen baust du Dreiecke ein)

Gruß
Jochen
Jens Puruckherr
2006-04-10 13:51:10 UTC
Permalink
Post by Jochen Kriegerowski
Von den Stützen sowohl zum Unterzug als auch zu den Deckenbalken
Bohlen in ca. 45° Winkel befestigen - möglichst beidseitig, und je länger
desto besser. Dreiecke können nicht kippen, im Gegensatz zu Parallelo-
grammen ('andere Wand', Deckenbalken und Unterzug samt Stützen
wären ein solches, und durch die Bohlen baust du Dreiecke ein)
Die Stützen sind Doka-Stützen aus Metall (ausziehbar und mit Gewinde).
An denen kann ich nix weiter befestigen.

Aber ich kann mir Vorstellen, auf dem Boden längs zum Bruchsteinsockel
(der bleibt erhalten) ebenfalls einen Balken zu legen. Von diesem aus
könnte ich dann schräg nach oben die Deckenbalken stützen. Mit 45° wird
da aber nix, das wird eher ein sehr spitzer Winkel.




w w
w w
w w
#############S###########################
W UUU S W
W | S W
W | S W
W | S W
W |S W
W S W
W S| W
W S | W
W S | W
WBS | W
FFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFFF


W: Wand. die Linke Wand soll weg
F: der Fussboden
#: Ein Deckenbalken
|: eine Doka-Stütze
B: ein Balken (auf den Querschnitt geschaut)
S: eine schräge Versteifung

Jens
Jochen Kriegerowski
2006-04-10 14:47:00 UTC
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Post by Jens Puruckherr
Die Stützen sind Doka-Stützen aus Metall (ausziehbar und mit Gewinde).
An denen kann ich nix weiter befestigen.
Schade.
Post by Jens Puruckherr
Aber ich kann mir Vorstellen, auf dem Boden längs zum Bruchsteinsockel
(der bleibt erhalten) ebenfalls einen Balken zu legen. Von diesem aus
könnte ich dann schräg nach oben die Deckenbalken stützen.
Und den Unterzug, damit auch in dieser Richtung nichts kippen kann.
Post by Jens Puruckherr
Mit 45° wird da aber nix, das wird eher ein sehr spitzer Winkel.
45° ist statisch ideal, aber ein kleinerer Winkel tut's auch. Hauptsache
Dreiecke. Und lieber ein mal mehr als ein mal zu wenig verstreben.
Wenn du dann noch diesen unteren Balken gegen seitliches Kippen
und verrutschen sicherst sollte das eigentlich halten. Das ist ja keine
Konstruktion für die Ewigkeit.

Gruß
Jochen
Jens Puruckherr
2006-04-10 14:35:07 UTC
Permalink
Post by Jochen Kriegerowski
Post by Jens Puruckherr
Die Stützen sind Doka-Stützen aus Metall (ausziehbar und mit Gewinde).
An denen kann ich nix weiter befestigen.
Schade.
Post by Jens Puruckherr
Aber ich kann mir Vorstellen, auf dem Boden längs zum Bruchsteinsockel
(der bleibt erhalten) ebenfalls einen Balken zu legen. Von diesem aus
könnte ich dann schräg nach oben die Deckenbalken stützen.
Und den Unterzug, damit auch in dieser Richtung nichts kippen kann.
Grr, wird auch nix. Der Unterzug steht ziemlich nahe an der
abzureissenen Wand, der soll ja die vertikalen Lasten abfangen, die die
Wand bisher gehalten hat.
Aber es spricht ja nix dagegen, einen zweiten Unterzug weiter im Raum
drinnen zu plazieren, der dann die Schubkräfte aufnimmt.
Post by Jochen Kriegerowski
45° ist statisch ideal, aber ein kleinerer Winkel tut's auch. Hauptsache
Dreiecke. Und lieber ein mal mehr als ein mal zu wenig verstreben.
Wenn du dann noch diesen unteren Balken gegen seitliches Kippen
und verrutschen sicherst sollte das eigentlich halten. Das ist ja keine
Konstruktion für die Ewigkeit.
Ich habe noch zwei bekannte Zimmerleute, die werde ich noch ausquetschen.

Danke erstmal.

Jens
Jochen Kriegerowski
2006-04-10 15:45:21 UTC
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Post by Jens Puruckherr
Ich habe noch zwei bekannte Zimmerleute
Na das ist doch bestens! Gib' denen einen Hunderter und lass'
sie eine provisorische Sache hinzimmern. Für die ist das eine
Kleinigkeit und an einem halben Tag erledigt. Die haben die
nötige Erfahrung, das passende Werkzeug und einen Blick
für die Statik (den man per Ferndiagnose nie haben kann <g>)

Gruß
Jochen
Nick Müller
2006-04-10 15:28:57 UTC
Permalink
Post by Jens Puruckherr
Aber ich kann mir Vorstellen, auf dem Boden längs zum Bruchsteinsockel
(der bleibt erhalten) ebenfalls einen Balken zu legen. Von diesem aus
könnte ich dann schräg nach oben die Deckenbalken stützen. Mit 45° wird
da aber nix, das wird eher ein sehr spitzer Winkel.
w w
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W UUU S W
W | S W
W | S W
W | S W
W |S W
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W S | W
WBS | W
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W: Wand. die Linke Wand soll weg
F: der Fussboden
#: Ein Deckenbalken
|: eine Doka-Stütze
B: ein Balken (auf den Querschnitt geschaut)
S: eine schräge Versteifung
Die Abstützung ist recht brotlos, da der Deckenbalken ja die Kräfte ganz
gut in die noch stehende Wand einleitet, die Wand dann Kräfte in der
horizontalen links/rechts aufnehmen kann. Und ein Parallelogramm war es
auch schon mit 2 Wänden.
Weitaus wichtiger ist es, diagonal in die Bildebene abzustützen, denn
dahin kann der Balken ausweichen (er biegt sich aus der Zeichnungsebene
raus). Ist aber dann hinfällig, wenn du eine geschlossene Decke hast,
die die Kräfte aufnehmen kann.

Wenn du Angst hast, dann mach aus je zwei Doka-Stützen einen A-Rahmen,
wobei die Füße auf einem Balkenstück stehen müssen und die Füße vom
Wegrutschen gehindert werden müssen.


Gruß,
Nick
--
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Jochen Kriegerowski
2006-04-11 16:25:44 UTC
Permalink
Post by Nick Müller
Die Abstützung ist recht brotlos, da der Deckenbalken ja die Kräfte ganz
gut in die noch stehende Wand einleitet, die Wand dann Kräfte in der
horizontalen links/rechts aufnehmen kann.
Durch die abgerissene Wand hängt aber der entsprechende Balkenkopf
frei; der Balken kann also aus der stehengebliebenen Wand rausrutschen
(Ein Auflager in der Außenwand geht ja im Regelfall nicht bis nach außen
durch)
Post by Nick Müller
Und ein Parallelogramm war es auch schon mit 2 Wänden.
Die Giebelwände steifen das aus.
Post by Nick Müller
Weitaus wichtiger ist es, diagonal in die Bildebene abzustützen, denn
dahin kann der Balken ausweichen (er biegt sich aus der Zeichnungsebene
raus). Ist aber dann hinfällig, wenn du eine geschlossene Decke hast,
die die Kräfte aufnehmen kann.
Dazu sollte der Unterzug dienen, dachte ich (die Deckenbalken müssen
da natürlich seitlich gesichert werden)

Gruß
Jochen
Jens Puruckherr
2006-04-12 08:43:11 UTC
Permalink
Post by Jochen Kriegerowski
Post by Nick Müller
Die Abstützung ist recht brotlos, da der Deckenbalken ja die Kräfte ganz
gut in die noch stehende Wand einleitet, die Wand dann Kräfte in der
horizontalen links/rechts aufnehmen kann.
Durch die abgerissene Wand hängt aber der entsprechende Balkenkopf
frei; der Balken kann also aus der stehengebliebenen Wand rausrutschen
(Ein Auflager in der Außenwand geht ja im Regelfall nicht bis nach außen
durch)
Post by Nick Müller
Und ein Parallelogramm war es auch schon mit 2 Wänden.
Die Giebelwände steifen das aus.
Wobei eine Giebelwand auch (fast komplett) fällt.
Post by Jochen Kriegerowski
Post by Nick Müller
Weitaus wichtiger ist es, diagonal in die Bildebene abzustützen, denn
dahin kann der Balken ausweichen (er biegt sich aus der Zeichnungsebene
raus). Ist aber dann hinfällig, wenn du eine geschlossene Decke hast,
die die Kräfte aufnehmen kann.
Dazu sollte der Unterzug dienen, dachte ich (die Deckenbalken müssen
da natürlich seitlich gesichert werden)
Wie muss ich mir das jetzt genau vorstellen: seitliches Sichern der
Deckenbalken?

Naja, meine Zimmerleut kommen hoffentlich heute.
Dann kann ich euch ja mal mit einem Photo beglücken.

Jens
Jochen Kriegerowski
2006-04-12 08:59:48 UTC
Permalink
Post by Jens Puruckherr
Wie muss ich mir das jetzt genau vorstellen: seitliches Sichern der
Deckenbalken?
Zum Beispiel ein Blechwinkel links und rechts vom Deckenbalken auf
den Unterzug genagelt, damit der Balken nicht verrutschen kann.
Post by Jens Puruckherr
Naja, meine Zimmerleut kommen hoffentlich heute.
Sehr schön. Die wissen, was zu tun ist: Sowas ist gewissermaßen
das tägliche Brot dieser Zunft, zumindest wenn sie auch mal mit
Altbausanierung zu tun hat und nicht nur jungfräuliche Dachstühle
zusammennagelt. Und selbst dann...

Gruß
Jochen
Nick Müller
2006-04-12 09:06:43 UTC
Permalink
Post by Jens Puruckherr
Post by Jochen Kriegerowski
Post by Nick Müller
Weitaus wichtiger ist es, diagonal in die Bildebene abzustützen, denn
dahin kann der Balken ausweichen (er biegt sich aus der Zeichnungsebene
raus). Ist aber dann hinfällig, wenn du eine geschlossene Decke hast,
die die Kräfte aufnehmen kann.
Dazu sollte der Unterzug dienen, dachte ich (die Deckenbalken müssen
da natürlich seitlich gesichert werden)
Wie muss ich mir das jetzt genau vorstellen: seitliches Sichern der
Deckenbalken?
Da hat der Jens schon recht. Oder auch nicht. Je nachdem wie die Decke
aussieht, können die Deckenbalken horizontal verschoben werden. Und zwar
nicht längs (das sollte sich durch das Gewicht von selbst regeln),
sondern das freie Ende nach links/rechts (auf die Stirnseite des Balkens
sehend).
Ist schon besser, wenn sich das Zimmerer vor Ort ansehen und das richtig
machen. So eine Ferndiagnose kann heftig ins Auge gehen.


Gruß,
Nick
--
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