Discussion:
Neubau - Schimmelpilzbefall im Dachstuhl - Erfahrungen und Tipps
(zu alt für eine Antwort)
Schwansche
2007-04-16 08:48:06 UTC
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Hallo liebe Kollegen,

unser Dachstuhl besteht aus technisch getrockneten und imprägnierten Sparren
/ Balken.

Unser Bauträger hat die Verputzerarbeiten und die Estricharbeiten
parallelisiert, d.h. kaum war der Verputzer im OG fertig, kam auch schon der
Estrich hinein.

Die Fenster standen im Haus immer auf Kipp - das hat aber wohl nicht
ausgereicht. Jetzt haben wir an vielen Balken einen Schimmelpilzbefall. Eine
Messung am Holz hat ergeben, dass die befallenen Balken feuchter sind als
die nicht befallenen.

Jetzt lüften wir wie die Weltmeister, aber ich frage mich
1.) Wie kann der Schimmel richtig entfernt werden, ohne dass wir
nachträglich durch die Chemiekeule Beeinträchtigungen gesundheitlicher Art
befürchten müssen.
2.) Wie kann ausgeschlossen werden oder geprüft werden, ob der Schimmel auch
schon in den noch feuchten Putz oder Estrich gelangt ist?
3.) Wer kennt biologische Baugutachter im Raum Speyer? Mannheim?

Bin für jeden Tipp dankbar.

Liebe Grüsse

Yvonne
Martin Hillebrand
2007-04-16 09:27:53 UTC
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Hallo.

Schwansche schrieb:
^ ^ ^ ^ ^ ^ Bitte trage hier Deinen vollständigen Realnamen ein. Das
gilt als höflich und erhöht die Chance sinnvolle Antworten zu bekommen
bzw. überhaupt erst gelesen zu werden.
Post by Schwansche
Unser Bauträger hat die Verputzerarbeiten und die Estricharbeiten
parallelisiert, d.h. kaum war der Verputzer im OG fertig, kam auch schon der
Estrich hinein.
Ok, d.h. in kurzer Zeit wurde extrem viel Feuchte in das Haus ein
gebracht. Das ist nicht wirklich schlimm, man muss nur gucken, dass man
die Feuchte wieder ordentlich 'raus bekommt.
Post by Schwansche
Die Fenster standen im Haus immer auf Kipp - das hat aber wohl nicht
ausgereicht.
Das ist nicht ausreichend - das ist einfach nur falsch gelüftet.

Ihr habt so eventuell im Tagesverlauf einen unterschiedlichen
Feuchtegrad erreicht, aber nicht wirklich *entfeuchtet*. Wenn es dann
noch ordentlich warm im Gebäude war, sagen wir so 21-23°C, dann habt ihr
dem Schimmel praktisch ideale Bedingungen geschaffen. Der hat sich
sicherlich sehr darüber gefreut.

Ihr sollt dann lüften, wenn die Luft draußen weniger Wasser hält als die
drinnen. Ansonsten bleiben die Fenster zu, weil man sonst das Wasser
wieder ins Haus transportiert.

Besorgt Euch dazu zwei Hygrometer mit Temperaturanzeige (eine für innen
und einen für draußen) und eine Taupunkttabelle. Lest Euch in die
Thematik "richtiges Lüften" ein.
Post by Schwansche
Jetzt haben wir an vielen Balken einen Schimmelpilzbefall. Eine
Messung am Holz hat ergeben, dass die befallenen Balken feuchter sind als
die nicht befallenen.
Wen wunderts?
Post by Schwansche
Jetzt lüften wir wie die Weltmeister,
Wahrscheinlich immer noch falsch...

Wenn es, wie zur Zeit, so sommerlich warm ist, gilt als Daumenregel:
Morgens zwischen 6 und 10 Uhr alle Fenster auf. Da hält die Luft absolut
am wenigsten Wasser (auch wenn die *relative* Luftfeuchte 100% betragen
mag) - sie hat über Nacht ausgekühlt und das Wasser ist auskondensiert
(siehe Morgentau!).

Wenn's wärmer wird: Fenster zu! Dann wärmt sich die Luft auch im Haus
auf und kann Wasser aufnehmen.

Abends NICHT lüften. Da kühlt die Luft ab und will ihr Wasser los
werden. Wenn ihr dann lüftet, lädt die Luft die Feuchte im Haus ab und
nicht auf der Wiese.

Am nächsten Morgen fängt der Zyklus von neuem an. Das ganze sollte man
natürlich anhand der Hygro- und Thermometer sowie der Taupunkttabelle
(zur Bestimmung des Wassergehaltes in der Luft) überprüfen.

Aber Ihr besorgt Euch am Besten gleich einen Bautrockner, sonst wird das
nix bzw. dauert einfach zu lange! (Siehe unten...)
Post by Schwansche
aber ich frage mich
1.) Wie kann der Schimmel richtig entfernt werden, ohne dass wir
nachträglich durch die Chemiekeule Beeinträchtigungen gesundheitlicher Art
befürchten müssen.
Als erstes solltet ihr dem Schimmel die Feuchtigkeit als eine der
Ursachen entziehen. Leiht dazu im Baufachhandel einen Bautrockner aus.
Fangt in den Zimmern an, wo's am Schlimmsten ist.

Lasst das Ding 24/7 durchlaufen, Fenster bleiben zu! Ok, das kostet
(sowohl Leihgebühr als auch Strom), aber ihr wollt wohl den Schimmel
loswerden, da abfackeln oder abreißen keine wirklichen Alternativen sind.

Ok, man mag jetzt argumentieren, dass es dem Estrich oder Putz nicht
sonderlich bekommt, wenn man den zu schnell trocknet. Aber ihr habt
Schimmel in der Bude - Pest oder Cholera? Ich würde eher das Risiko des
etwas schüsselnden Estrichs eingehen, als den Schimmel noch weiter zu
füttern. (Und offensichtlich habt ihr das ja schon eine Weile liegen,
soo hoch dürfte das Risiko also nicht sein...)

Wenn ein Zimmer bei 20°C etwa 50% rel. Luftfeuchte hat (dauerhaft!),
dann kann man anfangen, mit entsprechenden chemischen Mitteln, den
Schimmel zu bekämpfen. Ihr könnt auch versuchen damit schon vorher zu
beginnen.

Mit dauerhaft meine ich: Nach 24h nach abschalten des Bautrockners (man
kann den ja derweil in einem anderen Zimmer laufen lassen), sollte sich
die Feuchte auf dem Niveau halten. Weil die Wände wohl recht feucht sein
dürften kann es am Anfang etwas täuschen und die Feuchte steigt recht
schnell wieder an.

Behaltet den Bautrockner im Auge! Der zieht ordentlich Wasser aus der
Luft und so ein 10l Auffangbehälter ist -gerade am Anfang- doch
innerhalb weniger Stunden (ca. 4-5h) voll! Je nach Raumvolumen, versteht
sich.

Wenn der Raum ordentlich warm ist, dann geht das Entfeuchten besser,
aber der Schimmel freut sich um so mehr. Dann schon gleich am Anfang,
die Chemiekeule drauf hauen.

Eventuell hilft auch Essigessenz - aber da kenn ich mich nicht so aus.
Ist auch die Frage, wie das vom Holz vertragen wird.

Ähnliches gilt für die Chemiekeule: Da ist oft eine Chlorverbindung mit
drin. Kann sein, dass die das Holz angreift und es dann bleicher wird.
An einer kleiner, "unsichtbaren" Stelle ausprobieren.

Wenn der Schimmel weg ist und ihr es mit der Chemiekeule nicht zu sehr
übertrieben habt, dann bleiben da auch keine Folgeschäden. Ich würde mir
da eher Gedanken über den wiederkehrenden Schimmel machen. Und der *ist*
gesundheitsschädlich (zumidest in vielen Fällen).
Post by Schwansche
2.) Wie kann ausgeschlossen werden
Gar nicht. Ihr habt den Schimmel schon im Haus. Es gilt nur noch fest zu
stellen, wie man ihn wieder los werden kann.
Post by Schwansche
oder geprüft werden, ob der Schimmel auch
schon in den noch feuchten Putz oder Estrich gelangt ist?
Da frag' mal einen Baubiologen.
Post by Schwansche
3.) Wer kennt biologische Baugutachter im Raum Speyer? Mannheim?
Da kann ich leider nicht weiterhelfen.

gruß
Martin.
Frank Müller
2007-04-16 11:00:35 UTC
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Post by Schwansche
Die Fenster standen im Haus immer auf Kipp - das hat aber wohl nicht
ausgereicht. Jetzt haben wir an vielen Balken einen Schimmelpilzbefall. Eine
Messung am Holz hat ergeben, dass die befallenen Balken feuchter sind als
die nicht befallenen.
Zuerst mal muß der Schimmel beseitigt werden, dafür gibt es spezielle
Mittel die meist auf Chlorbasis sind, alternativ geht auch DanKlorix
Bzw. ähnliche Chlorbleichmittel. Die sprüht man drauf und dann ist der
Schimmel erst mal tot. Dann sollte gut gelüftet werden um die Stellen
trocken zu bekommen. Wobei mir nicht ganz Klar ist wie sich der Schimmel
an den Sparren bilden konnte, denn untern Dach ist es normal nicht so
feucht.
Post by Schwansche
2.) Wie kann ausgeschlossen werden oder geprüft werden, ob der Schimmel auch
schon in den noch feuchten Putz oder Estrich gelangt ist?
Die Gefahr besteht kaum.

Frank
Marianne Bloss
2007-04-16 14:51:24 UTC
Permalink
Post by Schwansche
3.) Wer kennt biologische Baugutachter im Raum Speyer? Mannheim?
Der Verband deutscher Baubiologen hat ein Suchverzeichnis nach
Postleitzahlen

http://www.baubiologie.net/Baubiologen/

Darüber hinaus führt die Architektenkammer Rheinland-Pfalz ein
Verzeichnis über öffentlich bestellte und vereidigte Gutachter, in der
Rubrik 'für Bauherren'

http://www.diearchitekten.org/?uid=838d21738605de1947520b15590d0423&id=architektenliste

Marianne
Thomas Huebner
2007-04-17 12:11:54 UTC
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Post by Schwansche
Dachstuhl besteht aus technisch getrockneten und imprägnierten Sparren
/ Balken.
Bauträger hat die Verputzerarbeiten und die Estricharbeiten
parallelisiert, d.h. kaum war der Verputzer im OG fertig, kam auch schon der
Estrich hinein. Jetzt haben wir an vielen Balken einen Schimmelpilzbefall.
Die warme Jahreszeit eignet sich nur bedingt zum trocknen eines Neubaus.
Baumangel.
Soll der Bauträger als Verursacher beseitigen.
--
Thomas
'Gerades Scheitern steht höher als ein krummer Sieg.'
-Sophokles, Philosoph
i***@baubiologe-hochtaunus.de
2007-04-17 14:54:05 UTC
Permalink
Post by Schwansche
Hallo liebe Kollegen,
unser Dachstuhl besteht aus technisch getrockneten und imprägnierten Sparren
/ Balken.
Unser Bauträger hat die Verputzerarbeiten und die Estricharbeiten
parallelisiert, d.h. kaum war der Verputzer im OG fertig, kam auch schon der
Estrich hinein.
Die Fenster standen im Haus immer auf Kipp - das hat aber wohl nicht
ausgereicht. Jetzt haben wir an vielen Balken einen Schimmelpilzbefall. Eine
Messung am Holz hat ergeben, dass die befallenen Balken feuchter sind als
die nicht befallenen.
Jetzt lüften wir wie die Weltmeister, aber ich frage mich
1.) Wie kann der Schimmel richtig entfernt werden, ohne dass wir
nachträglich durch die Chemiekeule Beeinträchtigungen gesundheitlicher Art
befürchten müssen.
2.) Wie kann ausgeschlossen werden oder geprüft werden, ob der Schimmel auch
schon in den noch feuchten Putz oder Estrich gelangt ist?
3.) Wer kennt biologische Baugutachter im Raum Speyer? Mannheim?
Bin für jeden Tipp dankbar.
Liebe Grüsse
Yvonne
Hallo Yvonne,

als Sachverständiger für Erkennung Bewertung und Sanierung von
Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen gebe ich den Rat, die
Chemiekeule weg zu lassen! Einfach das Urteil vom BGH VII ZR 274/04
Verkündet am:29. Juni 2006 zur Hilfe nehmen und einen Anwalt für
Baurecht aufsuchen. Gerne stehe ich per email zur Verfügung!

Gruß
Daniel Jung Baubiologe (IBN)
Martin Hillebrand
2007-04-18 05:35:29 UTC
Permalink
Hallo.
Post by i***@baubiologe-hochtaunus.de
als Sachverständiger für Erkennung Bewertung und Sanierung von
Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen gebe ich den Rat, die
Chemiekeule weg zu lassen! Einfach das Urteil vom BGH VII ZR 274/04
Verkündet am:29. Juni 2006 zur Hilfe nehmen
Gottseidank haben wir in DE kein Präzedenzrecht (oder wie man das
schreibt...).

Ein anderes Gericht *kann*, *muss* sich aber nicht an dieses Urteil
anschließen, weil jeder Fall in DE ein "Einzelfall" ist.
Post by i***@baubiologe-hochtaunus.de
und einen Anwalt für
Baurecht aufsuchen. Gerne stehe ich per email zur Verfügung!
*Zuerst* mal einen Sachverständigen aufsuchen (natürlich mit Hinweis auf
das Urteil).

Die Information über das Urteil ist wichtig, keine Frage. Aber man kennt
weder Umstände noch genaues Ausmaß des Sachverhaltes, welche zum oben
genannten Urteil geführt haben.

Nur wenn die Sachverhalte ähnlich sind, kann man hoffen, dass sich ein
Gericht dem o.g. Uteil anschießen wird. Garantieren kann einem das keiner.

Und so wie sich das Urteil liest bzw. Yvonne den Sachverhalt beschreibt,
kann das eine echt spassige und teure Angelegenheit werden, bei der sich
nicht jedes x-beliebige Landgericht einfach mal auf ein BGH Urteil
beziehen wird.

Ich wünsche Yvonne alles Gute und einen langen Atem!

Gruß
Martin.
Frank Müller
2007-04-18 08:36:24 UTC
Permalink
Post by Martin Hillebrand
Post by i***@baubiologe-hochtaunus.de
und einen Anwalt für
Baurecht aufsuchen. Gerne stehe ich per email zur Verfügung!
*Zuerst* mal einen Sachverständigen aufsuchen (natürlich mit Hinweis auf
das Urteil).
Die Frage ist dann nur ob der die nötigen Schritte einleitet um das
Ganze so schnell wie möglich zu beseitigen oder ob diese Person, aus
welchen Gründen auch immer, nur darauf aus ist einen möglichst langen
Prozeß anzuschieben nach deren Ende das Haus unbewohnbar ist da ja
wegen Beweisaufnahme der Schimmel nie beseitigt wurde und sich so im
laufe des Prozesses auf das ganze Haus ausbreiten konnte und es
unbewohnbar gemacht hat.

Frank
Frank Mollenhauer
2007-04-27 00:00:00 UTC
Permalink
Bin fuer jeden Tipp dankbar.
Es wurde ja schon mehrfach geschrieben.

Bautrockner besorgen und Fenster zu Heizung an.

Morgens mit Durchzug alle Fenster auf.

So habe ich alle 4 Stunden in der Anfangszeit 10 L Wasser gehabt.
Musste mehrfach zu ausleeren hin.

So habe ich die Feuchtigkeit (im Winter gebaut) aus dem Haus bekommen.
Ich denke auch, dass Du so dem Schimmel die Basis entziehst.
Wobei ich jetzt nicht weiss wie schlimm es bei Dir mit dem Schimmel ist.
Denke aber, dass Du es mit den Kippfenstern noch verschlimmert hast.
--
Bye bye, Homepage: http://www.kuddelsoft.de
Frank e-mail: ***@gmx.de
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