Post by Marcel MüllerOje, das ist uralt. Definitiv aus der Präinformationsgesellschaft. Ist
natürlich schwierig dem mit den Mitteln des Internet beizurücken.
AFAIK wurde mit Wartezimmern gleicher Temperatur und unterschiedlicher
Wandfarbe experimentiert.
Ich habe von ähnlichen Versuchen mit unterschiedlicher Lichtfarbe
gehört/gelesen, aber halt auch nur um mehrere Ecken.
Post by Marcel MüllerPost by Ingo ThiesAuch mit 6500 K Lichtfarbe sind 30 Grad nicht weniger
schweißtreibend als mit 2700 K
Da wäre ich vorsichtig. Psychosomatik steuert durchaus unsere
Körperfunktionen. Wer sollte sie auch sonst steuern, denn von der PTB
geeichte Sensoren haben wir nicht eingebaut.
Naja, aber Schwitzen oder Kältezittern dient nun gerade dazu, den
Temperaturhaushalt des Körpers zu regulieren und
out-of-limits-Bedingungen wieder in den sicheren Bereich zu rücken. Da
wäre es evolutionsmäßig von Nachteil, wenn der Thermostat auf andere
Reize als Temperatur reagieren würde.
Beim "wärmenden" Alkohol handelt es sich ja auch nicht um eine
Sinnestäuschung, sondern um eine chemisch induzierte Fehlfunktion.
Post by Marcel MüllerUnd um die Farbtemperatur ging es dabei auch nicht, sondern um deutlich
kräftigere Wandfarben. Bei Farbtemperatur wäre der Effekt sogar
umgekehrt, denn rot/gelb ist da physikalisch kalt.
Das ist ja auch ein klassisches Paradox: Die meisten Menschen empfinden
solches Licht als "warm" und bläulichweißes als "kalt". Und für die
Psychosomatik ist ja das subjektive Empfinden, nicht die äquivalente
Kelvinzahl relevant. Zumal sich ja auch nur die Lichtfarbe ändert,
während ein echter Temperaturstrahler bei 6500 K auch schon gut 30x
stärker strahlen würde als einer bei 2700 K (Stefan-Boltzmann-Gesetz).
Daher wäre für Lichtfarben evtl. die Mired-Skala (MK^-1) besser
geeignet, zumal Unterschiede der Lichtfarbe damit halbwegs linear
wiedergegeben werden. Und zudem wären sogar negative Mired-Werte (Farben
jenseits des unendlich-Punktes) damit, über Extrapolation, darstellbar,
wie sie z.B, bei einigen Aquariumlampen (wenngleich anders deklariert)
auftreten:
http://reefkeeping.com/issues/2006-05/sj/index.php
Post by Marcel MüllerPost by Ingo ThiesOder ist der Effekt nur ein marginaler epsilon-Effekt, der nur da wirkt,
wo die (reale) Temperatur noch keine körperlich relevanten Auswirkungen
(Schwitzen, Frieren) hat?
Nein.
Offenbar ja doch, da er nur bei einer großen Zahl von Personen auftritt.
Das Gegenteil wäre ein Effekt, den jeder Einzelne mit hoher
Wahrscheinlichkeit selbst wahrnehmen würde.
Was zudem (hätte) untersucht werden müss(t)e(n) ist, ob die Wandfarbe
einen physikalischen Effekt auf die Thermodynamik des Wartezimmers hat.
Dazu muss man das Absorptions-/Reflexionsverhalten der Wandfarbe im
fernen Infrarot untersuchen.
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Gruß,
Ingo